Am 22. Januar 2025 kam es zu einem beunruhigenden Vorfall im Jugendnetzwerk lambda::nord, einer wichtigen Anlaufstelle im Raum Lübeck für queere Kinder und Jugendliche. Während eines Treffens der Jugendgruppe betraten zwei Männer die Einrichtung und erkundigten sich angeblich nach Arbeitsmöglichkeiten im Jugendzentrum. Dabei äußerten sie, dass sie derzeit in einer Schlachterei arbeiten, und fragten, was das „für Jugendliche“ seien. Nach Einschätzung von lambda::nord handelte es sich hierbei um eine Morddrohung gegen die jungen Besucher*innen der Gruppe – ein zutiefst erschreckender und inakzeptabler Angriff.
Dieser Vorfall reiht sich in eine wachsende Zahl queerfeindlicher Angriffe in Schleswig-Holstein und darüber hinaus ein: Morddrohungen, Störungen bei CSDs und gezielte Angriffe, die immer häufiger auch queere Jugendliche betreffen. Mit großer Sorge beobachtet der LSVD.sh zudem eine zunehmende Hetze gegen queere Menschen, die auch von Jugendlichen selbst ausgeht.
LSVD.sh-Landesvorstand Florian Wieczorek ist Sprecher für Sicherheitsthemen und junge Menschen und stellt fest: „So darf es nicht weitergehen! Queere Menschen müssen sich in ihrem Alltag, in Schulen und insbesondere in Schutzräumen sicher fühlen können. Wir und andere queere Verbände setzen alles daran, diese Safespaces zu erhalten und weiter auszubauen – und wir ermutigen alle queeren Personen, unsere Angebote weiterhin zu nutzen. Denn eines ist sicher: Wir stehen an eurer Seite und setzen uns mit aller Kraft für eure Sicherheit ein.“
Um der Situation wirksam entgegenzutreten, braucht es die Unterstützung der Politik und konkrete Maßnahmen. Der LSVD.sh fordert die Landesregierung dazu auf, endlich entschlossen zu handeln.
Vorstandsvorsitzender Danny Clausen-Holm appelliert an die schwarz-grüne Koalition im Land: „Wir fordern die Aufnahme queerer Menschen in die Landesverfassung. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie notwendig dieser Schritt ist. Nur durch eine klare rechtliche Verankerung in der Verfassung können queere Menschen in Schleswig-Holstein effektiv geschützt werden. Der Blick in die USA, wo queeren Personen zunehmend grundlegende Rechte entzogen werden, zeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig gegen einen gesellschaftlichen Rechtsruck vorzugehen.“
Vorstandsmitglied Wieczorek ergänzt: „Weiter fordern wir die Erfassung queer feindlicher Vorfälle im Verfassungsschutzbericht. Es reicht nicht, Angriffe und Hetze gegen queere Menschen nur beiläufig zu registrieren. Wir fordern, dass diese Vorfälle detailliert dokumentiert werden – inklusive Zahlen darüber, wie viele dieser Taten zur Anklage und Verurteilung geführt haben. Transparenz ist hier der erste Schritt zu mehr Gerechtigkeit.“
Auch die Stärkung der LSBTIQ+ Ansprechstelle der Polizei erachtet der Landesverband für zwingend notwendig, denn die Ansprechstelle leistet eine wichtige Arbeit, ist jedoch für ein Flächenland wie Schleswig-Holstein deutlich unterbesetzt. Gerade in der Strafverfolgung und bei der Sensibilisierung der Einsatzkräfte spielt sie aus Sicht des LSVD.sh eine entscheidende Rolle und fordern daher eine personelle Aufstockung und bessere, dauerhafte Unterstützung dieser Stelle.
Auch ist die Schaffung einer Ansprechstelle bei der Staatsanwaltschaft unausweichlich, denn queer-feindliche Straftaten dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Zu häufig werden Verfahren bereits in frühen Stadien eingestellt, weil vermeintlich keine ausreichende Relevanz besteht. Der LSVD.sh fordert vor diesem Hintergrund eine spezialisierte Ansprechstelle bei der Staatsanwaltschaft, die eng mit der Polizei und den queeren Verbänden zusammenarbeitet und sicherstellt, dass Hassverbrechen konsequent geahndet werden.
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Auf dem Bild v.l.n.r.. Florian Wieczorek, Danny Clausen-Holm
Bildcredit: LSVD.sh